Die Walküre

230 x 150 cm (6-teilig)
Öl auf LW
2013

Die Walküre ist aus dem Experiment heraus entstanden, ein vorgegebenes, also vorher feststehendes Motiv zu malen, das jemand anderes in Form eines Wunsches an mich herangetragen hatte. Bis dahin hatte es so einen Fall nicht gegeben, und aufgrund meiner vollkommen intuitiven und insbesondere unbewußen Motivgestaltung war mir nicht klar, ob ein „fremder“ Motiv-Wunsch mit meiner Malweise kompatibel sein würde.

Ich nahm den Wunsch auf, hatte allerdings spontan keine Idee zur Umsetzung. Einige Tage später setzte ich mich zum Malen hin, hatte da bereits wieder vergessen, dass es diesen Motiv- Wunsch gegeben hatte, und begann wie immer.

Plötzlich war da ein Kopf, in dem ich Ideen für die Walküre sah. Da ein Kopf alleine die Walküre nicht hinreichend charakterisiert, sondern es ein paar mehr Requisiten braucht, um sie in ihrer klassischen Pose zu zeigen, beschloss ich, einfach Bilder drum herum zu setzen.

So entstand die Idee der Puzzle-Bilder, die mir in der Folge immer mehr Spaß machten. Ich fing an, aus älteren Bildern durch Erweiterung bewußt Puzzle-Bilder zu machen. Natürlich ist es auch ein Spielen mit Formaten und Leinwandgrößen, also eine weitere Ausdrucksebene, die man zur Verfügung hat.

Sachinformationen:

Das Motiv beruht auf der gleichnamigen Oper („Walküre“) aus der Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner, 1870 in München uraufge- führt. Die Walküre soll dadurch charakterisiert werden, dass sie in ihrer wohl bekanntesten Szene, dem Ritt der Walküren, gezeigt wird.

Die Walküre ist rein von der Linienführung her mit ihrer Rüstung verschmolzen, Sinnbild dafür, dass die Walküren (in Richard Wagners Oper treten sie in der Mehrzahl auf, zu neunt, mit Heraushebung einer besonderen, Brünnhilde, der Lieblingstochter) per Definition als kämpfende Streitmacht erschaffen wurden. Man kann nicht genau sagen, was noch Gesicht, was schon Rüstung ist.

Die nicht sichtbare rechte Brust nimmt noch ein weiteres Charakteristikum einer kämpferischen Frauenfigur mit auf: das Abschneiden der rechten Brust mit dem Ziel, besser mit dem Speer und Pfeil und Bogen kämpfen zu können. Dieses Motiv findet sich in der Mythologie der Amazonen, auf die die Figur der Walküre zurückgeführt werden kann. Natürlich ist die rechte Brust in erster Linie deswegen nicht sichtbar, weil sie von der Mähne des Pferdes verdeckt wäre, aber ihr optisches Fehler steht gleichsam für das tatsächliche Fehlen gemäß der Mythologie.

Es mischen sich im Bild zwei sehr kämpferische Frauen-Archetypen zu einer Figur. Durch die Nacktheit wirkt die Walküre trotz allem verletztlich. Die Wagnersche Walküre, Brünnhilde, begehrt gegen die ihr von außen zugeschriebene Funktion der Kämpferin auf und rebelliert, indem sie die Seiten wechselt und ihren Kampfauftrag nicht ausführt.