Der Pilgerstab

120 x 220 cm (6-teilig)
Öl auf LW
2023

Auch dieses Bild entstand im Zuge der Auseinandersetzung mit den Klimaprotesten um mich herum.

Ich habe hier einfach das Motiv der kleinen Erde, die auch hier am reißenden Faden hängt, ins Bild eingefügt, das an und für sich zu dem Zeitpunkt bereits fertig war. Das Motiv der sich um Vergebung bemühenden Pilgerin erhält dadurch ein „Deutungsangebot“ in Form der „Sünde Klimawandel“.

Sachinformationen:

Das Motiv beruht auf der Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner (hier die Figur der Elisabeth, die unter den heimkehrenden Pilgern Tannhäuser sucht, in der Hoffnung, dass diesem vergeben wurde und er zu ihr zurück kehren möge)

Der grünende Pilgerstab steht in der dem Bild zugrundeliegenden Oper Tannhäuser für Vergebung der Sünden. Grünt der Pilgerstab, nachdem man nach Rom gepilgert ist, wird einem die begangene Sünde vergeben werden, bleibt das Grünen aus, wiegt die Sünde zu schwer. In meinem Bild ist neben dem verstörenden Moment (die Erde reißt aus ihrer Befestigung und droht aus dem Griff zu gleiten) also auch ein Trost-Moment enthalten, da der Pilgerstab hier grünt. Auch hier ließe sich gedanklich spielen:
Wird das Reißen der Schnur und das drohende Zu-Boden-Fallen der Erde gerade noch realisiert und aufgehalten, weil der Pilgerstab grünt, als Zeichen der Vergebung quasi?

Oder aber schlägt sich die Elisabeth im Bild vor Erleichterung vor die Brust, weil der Pilgerstab zu grünen begann, und hält ohne dass sie es merkt die in diesem Moment fallende Erde noch zufällig fest? Dem Bild nach wäre es auch denkbar, dass sie das Grünen des Pilgerstabes noch gar nicht bemerkt hat, da sie ja von diesem abgewandt in die andere Richtung schaut.

Mahnt das Bild, das wir uns auf den Weg auf unsere Pilgerreise machen müssen, um für etwas um Vergebung zu bitten, das wir schon längst nicht mehr selbst in der Hand haben? Wie könnte – im übertragenen Sinne – diese erforderliche Pilgerreise aussehen? Und wie sähe die zu erhoffende „Vergebung“ aus? . . .

In der Oper, die mich zu dem Bild inspirierte, ist es vor allem die Szene, in der Elisabeth den heimkehrenden Pilgern entgegen läuft, bereits nach einer quälenden Wartezeit auf deren Rückkehr, in der Hoffnung, unter diesen Tannhäuser zu finden, dem allerdings nicht vergeben wurde.

Mich berührt die Szene stets aufs Neue. Die Oper endet dramatisch, das Bild läßt den Ausgang offen.