
Auf Heimkehr warten

Dieses Bild symbolisiert für mich die Situation der Flüchtlinge in dieser Welt. Man kommt an, man wird im besten Fall freundlich aufgenommen, erhält Hilfe und ist aus der unmittelbaren Gefahrensituation raus, aber dennoch bleibt im Herzen die Sehnsucht nach der Heimat.
Manchmal diffus, weil man weiß, dass Heimkehr nicht möglich ist (aus welchen Gründen auch immer), aber manchmal auch konkret, weil man von vornherein einplant, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zurück zu kehren, nur wann ist diese?
Als ich über das Bild nachsann, fragte ich mich, was es bedeutet, wenn man lange, vielleicht viele Jahre seines Lebens, darauf wartet, zurückkehren zu können.
Oder im umgekehrten Fall:
Man ist in der Position des Zurückgebliebenen und wartet auf die Heimkehr von Angehörigen, vielleicht ein noch verzweifelteres Warten, da man hier gänzlich ohnmächtig ist und nichts zur Verwirklichung beitragen kann.
Wo sitzt die Person? Vielleicht an einem Fenster. Die Arme scheinen irgendwo aufzuliegen. Die Haltung scheint wie eingefroren, als würde sie in der gleichen Weise jeden Tag aufs Neue eingenommen oder gar nicht mehr aufgegeben.
Es kann keine Auflösung geben, solange nicht klar ist, ob Heimkehr möglich ist, oder ob die erwartete Person heimkehren wird. Man will den Augenblick nicht verpassen. Die Hände und Arme stützen den Kopf und auch sich gegenseitig, vielleicht weil man es sonst nicht würde durchhalten können, in dieser Position oder Hoffnungslosigkeit zu verharren?
Auch das Gesicht scheint wie von verschiedenen Schichten überzogen, so als würde sich die Person langsam in Düsternis zurück ziehen oder von dieser unbemerkt erfasst. Ist der Blick noch aufmerksam (genug), um die Heimkehr(möglichkeit) überhaupt registrieren zu können?
Oder hat man sich längst in einer Situation eingerichtet und hinterfragt diese gar nicht mehr? Diese und ähnliche Gedanken könnte man zu dem Bild haben, und auch dieses Bild vereint verschiedene mögliche Perspektiven in sich.
