Am Horizont

180 x 200 cm
(16-teilig) Öl auf LW
2023

Auch bei diesem Bild entstand (wie bei dem Enkel) als erstes das mittlere Bild mit dem Kind und der Mutter (für mich sind die beiden Erwachsenen im Bild die Eltern, auch wenn der Titel alleine es, im Gegensatz zum Enkel, nicht zwingend vorgibt).

Auch dieses Bild stand eine Weile ziellos herum, ohne dass ich eine klare Vorstellung hatte, wohin das Motiv gehen sollte; als Momentaufnahme einer Mutter mit Kind war es mir irgendwie zu wenig, es war für mich darin noch eine weitergehende Aussage angelegt, über dessen Inhalt ich mir noch nicht klar war.

Dieser Inhalt ergab sich dann im Zuge der Debatten zum Klimawandel in der Gesellschaft um mich herum und ich malte das Bild dementsprechend weiter.

Die zentrale Figur im Bild ist für mich das Kind, das in die Ferne deutet und vielleicht versucht, auf etwas hinzuweisen, was es entdeckt hat. Die beiden Erwachsenen um es herum, vermutlich die Eltern, reagieren auf unterschiedliche Weise darauf. Wobei natürlich offen ist, ob sie auf das Kind reagieren, oder aber aus sich selbst heraus agieren. Die Möglichkeit, dass das Kind hier tatsächlich die initiierende Person der Verhaltensweisen seiner Eltern ist, wird durch die Beobachtung gestützt, dass es als einziges der drei eine zerrissene Schlafmaske hat (die die Mutter in der linken Hand hält). Hat es diese Maske vom Gesicht gerissen und daraufhin etwas gesehen, auf das es jetzt zeigt? Ist seine Maske kaputt gegangen, und es hat – zufällig – dadurch etwas gesehen, auf das es jetzt zeigt?

Während der Vater im Bild wiederum (wie auch schon beim Enkel) den Part des Analysierenden, Nachforschenden inne hat, erkennbar am Fernrohr in der linken Hand, auch scheint er über das, was er sieht, zu reden (leicht geöffneter Mund), drückt die Mutter zumindest Ambivalenz aus. Sie ist auch in diesem Bild wieder die für das Kind Zuständige, die es (fest)hält, vielleicht auch daran hindert, näher an das Ereignis heran zu gehen, wie ein Kind dieses Alters es möglicherweise tun würde.

Gleichzeitig ist der Blick der Mutter uneindeutig – abwehrend? Feindselig? Misstrauisch? Auch der Mund ist sehr geschlossen. Was sie angesichts dessen, was sie sieht, empfindet, läßt sich schwer deuten. Unterstrichen wird dieser zwiespältige Eindruck noch dadurch, dass sie die drei Schlafmasken in der Hand hält. Was die zugehörige Aktion ihrerseits ist, kann nicht gesagt werden: Sie könnte die Masken gerade hervorholen, weil sie der Meinung ist, dass sie gebraucht werden. Sie könnte die Masken den anderen beiden, dem Kind und dem Vater, gerade abgenommen haben, weil sie vielleicht der Meinung war, man solle hinschauen? Die Maske des Kindes könnte wie schon angedacht unmittelbar vorher kaputt gegangen sein. Sie könnte die Masken auch gerade über Bord werfen, oder aber sie vor den anderen beiden, dem Kind und dem Vater, zu verbergen versuchen.

All diese Möglichkeiten sind in dem Bild enthalten und machen für mich das Spannungsverhältnis aus, das noch hinzu kommt zu der Tatsache, dass man das Ereignis, auf das alle Beteiligten schauen, nicht sieht. Man könnte in der Tatsache, dass die Rahmenstückelung auf dieser Seite des Bilder, das im Original aus 16 Einzelrahmen besteht, deutlich kleinteiliger wird, einen Hinweis sehen, dass etwas zerbricht, sich auflöst, fragmentiert.

Die ganze Szenerie findet auf einem Schiff statt, allerdings sieht man kein Wasser (mehr). Fährt das Schiff noch, ist man noch manövrierfähig, oder ist man bereits auf Grund gelaufen?